Nach den vielen Wandertagen gönnen wir uns heute etwas Ruhe und bummeln ganz gemütlich über den Markt in Santo da Serra im Osten Madeiras. Der bäuerliche Sonntagsmarkt ist das absolute Gegenteil von der touristischen Markthalle in Funchal, dem Mercado dos Lavradores.
Auf dem Markt in Santo da Serra ist man eher einer von wenigen Touristen unter den vielen Einheimischen. Dass hier primär die Anwohner selbst einkaufen, merkt man allein daran, dass Bananen, Kartoffeln, Tomaten & Co. nicht akkurat zu Pyramiden und sonstigen Formationen gestapelt sind, sondern einfach so, wie sie geerntet wurden, zum Markt kommen – in einer Kiste und auch schon mal mit einem Rest Erde. Ganz natürlich also.
Entdeckungstour auf dem Markt in Santo da Serra
Die Vielfalt auf dem Markt in Santo da Serra ist groß: Obst und Gemüse, Backwaren, Fenchelbonbons, der für die Insel typische Honigkuchen, frisches Fleisch, Blumen, Schnitzwaren, Honig, madeirische Poncha und vieles mehr kann hier zu fairen Preisen erstanden werden.
Zahlreiche kleine Ständen finden sich in einer Halle – und dazwischen immer wieder Stationen, an denen man sich stärken, schwätzen, verweilen kann. Egal ob Espresso, Wein, frisch gebackenes Bolo do Caco, gegrillte Schweinefüße oder Espetadas, also Rindfleischspieße: Hungrig oder durstig muss hier niemand nach Hause gehen (Vorweg: Die Schweinefüße lassen wir aus!).
Neben dem traditionellen Markt gibt es noch zahlreiche fliegende Händler auf der anderen Straßenseite. Von Korktaschen und Geschirrtüchern über Gürtel und Socken bis zu CDs und Fidget Spinners ist alles dabei. Da wir nicht auf Nippes aus sind, schlendern wir gemütlich über den traditionellen Teil des Marktes in Santo da Serra.
Zwischenstopp auf dem Markt in Santo da Serra mit frischem Bolo do Caco
Als erste Stärkung – wie konnte es anders sein – halten wir bei einem Stand, an dem das süßkartoffelhaltige Fladenbrot Bolo do Caco auf einer gusseisernen Platte über offenem Feuer frisch gebacken wird. Das Brot hat es uns ja angetan und haben wir dieser Tage schon zu Burgerbrötchen umfunktioniert.
Das warme Bolo do Caco mit der zerlaufenen Knoblauchbutter schmeckt einmal mehr köstlich, so saftig, so voll und intensiv.
Entdeckung Nr. 1: Die Anona
Weiter geht es auf dem Markt in Santo do Serra: An einem Obst- und Gemüsestand erstehen wir eine Anona. Die Frucht hat äußerlich Ähnlichkeit mit einer Artischocke, geschmacklich soll sie laut Marktfrau eine Mischung aus Ananas, Erdbeere und Banane sein. Einen Tag soll unser Exemplar aber mindestens noch reifen. Wir sind gespannt – und ich werde berichten!
Entdeckung Nr. 2: Die Pitanga oder Surinamkirsche
Außerdem kaufen wir noch eine Gurke und erstehen an einem anderen Stand sogenannte Pitangas. Die Pitangas haben wir zunächst für eine ausgefallene Tomatensorte gehalten, wurden dann aber eines Besseren belehrt und zu einer Kostprobe eingeladen. Die Pitanga (auch Surinamkirsche genannt) ist eine Frucht, kein Gemüse. Unter den erstandenen Exemplaren reicht der Geschmack von fruchtig-süß bis sauer. Dabei stellen wir fest: Je dunkler die Pitanga, desto süßer schmeckt sie.
Entdeckung Nr. 3: Gesprenkelte rote Bohnen
Noch eine letzte Runde über den Markt in Santo da Serra – und wir kaufen noch eine Hand voll Bohnen. Keine grünen Bohnen, sondern rot gesprenkelte, die vom Muster her an die Auberginensorte Listada de Gandia erinnern. Zum Geschmack der roten Bohnen werde ich mehr nach der heutigen Grillsession sagen können. Wenn mich meine Webrecherche nicht täuscht, handelt es sich bei dieser Sorte um Borlotti Bohnen, bei denen man nur die Bohnenkerne, nicht aber die recht feste Hülse isst.
Entdeckung Nr. 4: Das madeirische Nationalgetränk Poncha
Der Markt in Santo da Serra bietet auch die Gelegenheit, das madeirische Nationalgetränk, die alkoholhaltige Poncha, zu probieren. Eine Gelegenheit, die meine Freundin ergreift. Ganz angetan ist sie nach dem ersten Schluck allerdings nicht.
Glücklicherweise will der ältere Händler am Nachbarstand meine Freundin von dem Geschmack seiner Poncha überzeugen und bietet ihr einen Deal an: Sie teilt ihr Glas mit ihm und er teilt ein Glas seiner Poncha mit ihr – und der Punkt geht eindeutig an ihn. Während die Poncha am ersten Stand fast nur nach Rum schmeckt, hat es die Poncha am Stand des älteren Herrn mit seiner deutlichen Honignote meiner Freundin mehr angetan. Nichtsdesto trotz bleibt es bei diesem einen Poncha-Glas und ich halte mich dezent aus dieser Verköstigung heraus 😉
Wer sich fragt, was in Poncha drin ist, hier die drei Zutaten der traditionellen Poncha-Variante: heimischer Zuckerrohrschnaps, Honig und Zitronensaft.
Unser Begleiter beim Markt in Santo da Serra
Wie an vielen Stellen auf Madeira treffen wir leider auch beim Markt in Santo da Serra auf mehrere streunende Straßenhunde. Teils zerzaust, teils scheu, teils zutraulich und immer mit einem traurigen Blick begegnet man auf der Insel leider viel zu oft herrenlosen Vierbeinern. Dieser kleine Hund begleitet uns eine Weile über den Markt, läuft neben uns her und schläft später müde neben uns ein:
Sehr schöner Blog und tolle Fotos!
Ich lese immer gerne, wie du neue Zutaten kombinierst und entdeckst – ohne dass die Einkaufsliste für deine Rezepte zu lang ist.
Noch einen schönen Urlaub und Grüße aus dem Saarland
Hannes