Die Garphase der Wildschweinkeule mit Niedrigtemperatur starten - Überwachung mit Fleischthermometer

Zu Weihnachten darf ein festliches Mahl nicht fehlen, und aus diesem Grund habe ich mir ein besonderes Grillvorhaben überlegt: eine gegrillte Wildschweinkeule!

Noch nie habe ich ein so großes Stück Fleisch vergrillt, und Wild sowieso nicht. Da wird es dringend Zeit, dass ich mich an diesem Projekt versuche. Bereits Tage vor Heiligabend habe ich regelmäßig den Wetterbericht geprüft und stets darauf gehofft, dass es am Heiligabend nicht regnen wird. Und ich hatte Glück, ab Mittag war es trocken!

Für mein Grillprojekt „Wildschweinkeule“ kann ich auf regionales Fleisch zurückgreifen, das in den umliegenden Wäldern geschossen wurde. Mir stehen stattlich drei Kilo Wildschweinkeule zur Verfügung und damit viel mehr, als ich für Heiligabend bräuchte. Aber der restliche Braten kann prima eingefroren werden und peu à peu gegessen werden.

Für die Zubereitung der Wildschweinkeule brauche ich nun folgende Zutaten:

3 kg Wildschweinkeule
Sonnenblumenöl
3 Knoblauchzehen
1 Bund Rosmarin
1 Bund Thymian
3 Tomaten
6 Möhren
3 Zwiebeln
1/2 Fl. Rotwein
1 Glas Wildfond
Pfeffer
Salz

Für die Zubereitung der Wildschweinkeule habe ich ausreichend Zeit eingeplant, denn ein so großes Stück Wildfleisch braucht seine Zeit zum Grillen.

Die Vorbereitung

Starten wir mit der Vorbereitung, die frühzeitig beginnt, da mir das Stück Fleisch tiefgefroren überreicht wurde. Daher nehme ich bereits zwei Tage vor dem Grillen das Fleisch aus der Truhe und lasse es in einer Schale mit eingelegtem Gitter (damit das Fleisch nicht in der Auftau-Flüssigkeit liegt) langsam im Kühlschrank auftauen.

Wie ich feststellen musste, reicht meine normale Auftau-Schale nicht aus, sie ist einfach zu klein. Zum Glück gibt es noch Ikea, denn dort habe ich vor geraumer Zeit preisgünstig die Edelstahl-Schale „Koncis“ erworben, die ausreichend Platz bietet und grillfest ist.

Sobald die Wildschweinkeule vollständig aufgetaut ist, kann ich mit einem scharfen Messer die Schwarte abschneiden. Dabei achte ich darauf, dass ich möglichst nicht die Fleischfaser verletze und nur so viel wie nötig abschneide (siehe nachfolgende Galerie).

Die Wildschweinkeule muss nun mariniert werden. Dazu hacke ich den frischen Thymian und Rosmarin sowie drei Knoblauchzehen klein und massiere die Kräuter sowie Pfeffer und Salz mit etwas Sonnenblumenöl in das Fleisch ein. Da es sich um ein großes Stück Fleisch handelt, bin ich mit den Gewürzen großzügig. Als Pfeffer verwende ich wieder meine geliebte 9-Pfeffer-Symphonie von Ankerkraut.

Wildschweinkeule marinieren

Das gute Stück muss nun wieder in den Kühlschrank und abgedeckt 24 Stunden ziehen. Die Kräuter und der Knoblauch duften mit der Zeit sehr intensiv, sodass die ganze Wohnung lecker danach riecht und die Vorfreude auf dieses festliche Mahl umso größer wird 🙂

Das Grillen

Wie gut, dass es an Heiligabend nicht regnet. Schließlich habe ich keinen Bräter und hätte so Probleme gehabt, die drei Kilo Wildschweinkeule überhaupt in der Küche richtig zu verarbeiten. Und Grillen ist sowieso viel cooler!

Also, Broil King anwerfen und auf maximaler Leistung für mindestens zehn Minuten vorheizen. Damit der Temperaturschock für das Wildschwein-Fleisch nicht so groß ist, habe ich es bereits zwei Stunden vorher aus dem Kühlschrank genommen.

Und für die spätere Sauce bereite ich schon die Möhren, Zwiebeln und Tomaten vor: Diese werden geschält bzw. gewaschen und in kleine Stücke geschnitten und beiseite gestellt.

Das Wildschwein-Fleisch grille ich nun von beiden Seiten für circa sechs bis sieben Minuten an. Dabei verwende ich dieselbe Grilltechnik wie beim Steakgrillen: drei Minuten grillen, dann Fleisch etwas drehen für das rautenförmige Branding und wieder drei Minuten grillen, dann dasselbe auf der anderen Fleischseite. Die Leistung des Grills habe ich dabei auf 1/2 eingestellt.

Direktes Angrillen der Wildschweinkeule

Erstmalig kommt nun auch meine neueste Errungenschaft zum Einsatz: Die Smokerbox von Broil King! Unterhalb des linken Grillrost habe ich die Smokerbox positioniert und mit Hickory Wood gefüllt. Das Holz schwelt nun vor sich hin und erzeugt so einen kontinuierlichen Rauch, der sich im Grillraum des Broil King verteilt.

Wenn das Fleisch von beiden Seiten angrillt ist, verfrachte ich es auf das Warmhalterost und schaffe so darunter Platz für die Koncis-Schale, die ich mit Sonnenblumenöl und Zwiebeln und Karotten gefüllt habe. Das Gemüse kann ich nun bei moderater direkter Hitze angrillen, während das Fleisch oben drüber liegt und eventuell austretender Fleischsaft in meine Grillschale für die spätere Sauce tropft. Und durch die Smokerbox bekommt das Fleisch ordentlich Rauch ab.

Smoken und parallel Gemüse angrillen - seitliche Aufnahme

Sobald mein Gemüse glasig angeschwitzt ist, schiebe ich es an den Rand in der Schale und lege das Wildschwein dazu. Die Grillschale fülle ich nun mit dem Wildfond und einer halben Flasche Rotwein auf. Zusätzlich kommen nun die Tomatenstückchen sowie zwei, drei Zweiglein Rosmarin und Thymian mit hinein.

Mein Plan ist nun, dass ich die Grilltemperatur auf circa 150 bis 160 Grad einstelle und so die Wildschweinkeule langsam innerhalb von zweieinhalb bis drei Stunden gare, bis die gewünschte Kerntemperatur von 75 bis 80 Grad erreicht ist. Also, fix das Grillthermometer geholt und in das Fleisch gepiekst. Die Garphase kann nun beginnen!

Die Garphase zwischenzeitlich immer wieder überprüfen - gut zu sehen: die Smokerbox

Zwischenzeitlich musste ich etwas Holz in die Smokerbox nachfüllen, da nicht mehr ausreichend Rauch austrat. Das von mir verwendete Hickory Wood ist sehr fein und erzeugt so sehr schnell Rauch, aber nur für eine begrenzte Zeit. Bei langen Grillprojekten wie der Wildschweinkeule sind gewässterte Holzchips eine bessere Wahl, da sie länger Rauch erzeugen.

Nach insgesamt 2:45 Stunden hat meine Wildschweinkeule eine Kerntemperatur (KT) von 76 Grad erreicht. Interessant war, dass ich eine Plateauphase bei 70 Grad Kerntemperatur hatte. Für mehr als eine halbe Stunde stieg die KT nicht weiter an. Nach insgesamt drei Stunden Grillen ist es soweit, die Wildschweinkeule kann vom Broil King.

Wildschweinkeule kann vom Grill

Auf einem Holzbrett lasse ich die Keule erstmal ein paar Minuten ruhen. In dieser Zeit passiere ich den Saucenansatz aus der Grillschale und schmecke ihn mit Creme Fraîche, Salz und Pfeffer ab. Auch kommen zwei Teelöffel Preiselbeeren in die Sauce. Die Sauce koche ich schnell auf, und auch unsere Serviettenknödel und der Rotkohl sind zum Anrichten dann bereit.

Der Geschmack

Der Wildschweinbraten liegt vor mir auf dem Holzbrett, und ich bin fast aufgeregt wie ein kleines Kind, als ich ihn anschneide. Schnell macht sich Erleichterung breit, denn mir präsentiert sich ein zartrosa Schweinebraten mit viel Fleischsaft. Auch die Smokerbox hat ihre Wirkung nicht verfehlt, da das Wildschwein ein kleinen roten Räucherrand zeigt. Perfekt!

Auf den Punkt gegrillte Wildschweinkeule

Die Wildschweinkeule richte ich auf einem Teller mit selbstgemachten Serviettenknödeln, Rotkohl und etwas Preiselbeeren und Sauce an, dann kann unser Weihnachtsfestmahl beginnen.

Wildschweinkeule angerichtet auf dem Teller

Die Wildschweinkeule ist ein voller Erfolg: Zart-saftig mit schönem, aber nicht zu kräftigem Wild-Eigengeschmack und mit leichtem Hickory-Räucheraroma. Durch die Kräuter hat der Wildschweinbraten eine schöne und geschmacksintensive Kruste bekommen, aber dank der langen Marinierzeit von mehr als 24 Stunden hat auch das Innere des Bratens viel Geschmack. Und der Eigengeschmack des Wildschweins harmoniert sehr gut mit den Rosmarin- und Thymiankräutern sowie Knoblauch. Super lecker.

Dass Rotkohl zu Wild passt, darüber brauche ich nicht sprechen. Auch die Kombination des Wildschweinbratens mit selbstgemachten Serviettenknödeln ist hervorragend. Die Knödel ließen sich gut vorbereiten, um so an Heiligabend schnell zubereitet zu werden (nur noch im Wasserbad kochen) und schmecken richtig lecker. Ein klasse Weihnachtsmenü.

Dass es Heiligabend trocken war und ich grillen konnte, war für mich eine Art Geschenk. Dass mein Wildschweinbraten aber so gut gelungen ist, war das i-Tüpfelchen 🙂